Im Zuge der Planung gehen wir hier auf viele Aspekte ein:
Was ist das Besondere an der geplanten Wasserkraftanlage in Stockum?
Bei vielen Anlagen muss zwischen Aspekten des Klima- und Naturschutzes abgewogen werden. Häufig wird dabei ein guter Kompromiss gefunden. In Stockum ist dies gar nicht nötig, denn die geplante Anlage liefert sofort beides: Regenerative Energie und eine deutliche ökologische Verbesserung. Damit sind beide Ziele auf einmal erfüllt. Und dies gelingt ausdrücklich nur mit der neuen Wasserkraftanlage, nicht ohne sie (Einzelheiten weiter unten). Mehr auch unter Klimaschutz ist Artenschutz, einer Initiative des Landesverbands Erneuerbare Energien NRW.
Wie fördert die neue Anlage die Ökologie?
Zum einen erzeugt die neue Wasserkraftanlage wichtige grundlastfähige umweltfreundliche elektrische Energie. Zum anderen ermöglicht der mit der Anlage geplante neue Fischaufstieg erstmals seit rund 200 Jahren wieder eine ökologische Durchgängigkeit der Lippe. Damit erfüllt die Anlage zusätzlich zum Klimaschutz die ökologischen Ausbauziele der Wasserrahmenrichtlinie. Zur Klarstellung: Die neue Anlage an der Lippe vermeidet nicht nur eine Verschlechterung (bereits dies würde ausreichen), sondern die ökologische Situation an der Lippe wird wesentlich verbessert.
Ist der Bau der Wasserkraftanlage in öffentlichem Interesse?
Ja, eindeutig. Gemäß Erneuerbare-Energien-Gesetz liegt die Erzeugung erneuerbarer Energie sogar in herausragendem öffentlichem Interesse. Das Land NRW und die Bezirksregierung Arnsberg haben früh reagiert und in ihren jeweiligen Analysen das Wehr Stockum als Standort für die Wasserkraftnutzung an der Lippe identifiziert. Auch das von der Stadt Werne im vergangenen Jahr mit großer Mehrheit beschlossene städtische Klimaschutzkonzept sieht die neue Wasserkraftanlage ausdrücklich als Maßnahme zur Umsetzung vor. Damit ist ein großer politischer Konsens gegeben – über alle politischen Fraktionen hinweg und behördlich von der Stadt Werne über den Kreis Unna bis zur Bezirksregierung Arnsberg.
Wie steht die Werner Bevölkerung zur geplanten neuen Wasserkraftanlage?
In einer neutralen Umfrage sprachen sich beeindruckende 96 % für den Bau der Wasserkraftanlage aus.
Was ist wichtiger, erneuerbare Energie oder Naturschutz?
Beides ist wichtig. In der aktuellen Situation gibt es allerdings eine klare rechtliche Priorität: Erneuerbarer Energie ist in überragendem öffentlichem Interesse, der Naturschutz in „einfachem“ öffentlichen Interesse. Das Gute: Bei der Wasserkraftanlagen in Stockum müssen wir gar nicht abwägen. Wir schaffen beides, neue regenerative Energie und eine ökologische Verbesserung.
Was macht Wasserkraft so besonders wertvoll?
Wasserkraft hat im Vergleich mit anderen Erneuerbaren Energien mehrere Besonderheiten: Zunächst erzeugen Laufwasserkraftanlagen – und um eine solche geht es hier – besonders gleichmäßig Strom, da Wasser viel gleichmäßiger fließt als die Sonne scheint oder der Wind weht. Damit ist Wasserkraft grundlastfähig. Photovoltaik- und Windkraftanlagen sind aufgrund ihrer volatilen Einspeisung dagegen nicht grundlastfähig und müssen bislang durch Kohle- und Gaskraftwerke ergänzt werden. Batteriespeicher reichen nämlich nur für wenige Stunden und damit besonders nachts oder im Winter nicht aus.
Die gleichmäßige Erzeugung wirkt sich auch auf die sogenannten „Volllaststunden“ aus. Als Vollaststunden (Vlh) bezeichnet man die im jährlichen Mittel erzeugte Energie bezogen auf die installierte Leistung der Anlage, d.h. die Zeit, die eine Anlage mit „voller Kraft“ produzieren müsste, um die gleiche Menge Strom zu erzeugen. Ein Jahr hat dabei 8.760 Stunden. Fotovoltaikanlagen produzieren je nach Ausrichtung in Westfalen ca. 750 bis 900 Volllaststunden pro Jahr, Windkraftanlagen hier je nach Typ und Höhe zwischen 1.600 und 2.500 Vlh/a, Laufwasserkraftanlagen zwischen 3.600 und 5.500 Vlh/a.
Darüber hinaus sind gerade die kleineren Wasserkraftanlagen besonders netzdienlich, denn anders als bei Fotovoltaikanlagen und auch bei der Windkraft trägt bei der Wasserkraft die rotierende Masse der Turbinen und Generatoren zur Netzstabilität bei.
Eine besondere Eigenschaft vieler Wasserkraftanlagen ist die Schwarzstartfähigkeit, d.h. diese Anlagen können auch ohne äußere Energie und ohne externes Netz in Betrieb genommen werden. Dies ist wichtig, falls nach einem großflächigen Blackout einmal das ganze Stromnetz wieder „hochgefahren“ werden muss. Denn dies funktioniert nur mit schwarzstartfähigen Anlagen.
Fest steht aber auch: Gerade in der jetzigen Zeit geht es nicht darum, erneuerbare Energien gegeneinander auszuspielen. Sie ergänzen sich. Und wir brauchen sie alle. Auch die Wasserkraft. Und auch die kleine Wasserkraft, siehe die Veröffentlichung des Landesverbands Erneuerbare Energien NRW.
Geht die ökologische Verbesserung weit genug?
Manchen Menschen geht nichts weit genug und sie fordern radikale Maßnahmen wie einen Abriss des benachbarten Wehrs. Warum das Wehr nicht entfernt werden kann und die neue Wasserkraftanlage die einzige Lösung darstellt, erläutern wir weiter unten. Schade ist, dass wenige Aktivisten mit ihrer Radikalität damit die sogar kurzfristig machbaren ökologischen Verbesserungen verhindern wollen. Mit solch irrationalen Forderungen haben allerdings nicht nur wir in unserem Vorhaben zu tun. Dies betrifft inzwischen fast jedes noch so sinnvolle Projekt in Deutschland. Beispiele finden Sie unter Artenschutz-durch-Erneuerbare.de – das sagen Betroffene.
Wie wichtig ist regenerative Energie aus Wasserkraft für Nordrhein-Westfalen?
Nach Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz liegt NRW deutschlandweit bei der Nutzung der Wasserkraft an vierter Stelle. Bundesweit wird Wasserkraft sinnvoll eingesetzt und ausgebaut.
Schwimmen Fische in die Turbine?
Dass fast alle Fische, die geometrisch durch einen Rechen passen, in die Turbine schwimmen und Schaden nehmen, ist ein von einigen Fischereivertretern erzähltes Märchen. Fische haben ein Sinnesorgan mehr als wir Menschen, das „Seitenlinienorgan“. Damit können Fische Strömung „sehen“, sogar sehr exakt. Und sie nehmen dadurch den Rechen schon aus der Entfernung war, vermeiden typischerweise das Einschwimmen in den Rechen, auch wenn sie dort hindurchpassen würden. Hierzu gab es in NRW ein großes Forschungsprojekt unter Beteiligung von Limnologen und Umweltwissenschaftlern, die das Ergebnis bestätigen (siehe Abschlussbericht des Forschungsprojekts). Allerdings „passt“ dieses Ergebnis nicht in das vorgenannte Märchen, weshalb diese wissenschaftlichen Ergebnisse von einigen gerne verschwiegen werden.

Übrigens, ein einfacher Gegenbeweis: Würde das Märchen stimmen, wären auch an der bestehenden kleinen Wasserkraftanlage viele geschädigte Fische im Ober- und Unterwasser zu sehen. Das aber ist nicht der Fall. Gerade das Unterwasser ist ein beliebter Angelplatz für Sportfischer – weil dort so viele lebende Fische sind.
Mit unserer Planung gehen wir aber noch weiter: Wir planen den Einbau einer fischfreundlichen Turbine. Die Untersuchungsergebnisse zum Fischschutz sind beeindruckend gut. Selbst ausgewachsene Karpfen durchschwimmen diese Turbine, ohne Schaden zu nehmen. Dies ist nachzulesen in der Dokumentation der Studie.
Welche Interessen hat der Landesfischereiverband?
Der Landesfischereiverband bewirbt ausdrücklich den Fischfang an der Lippe und verkauft jährlich tausende Angelscheine an Sportangler. Er beschreibt die Fisch-Situation auf seiner Homepage so: „Die Lippe weist einen guten Fischbestand auf. Es werden Aale, Hechte, Karpfen, Döbel, Rapfen, Schleien und Zander gefangen. Vereinzelt tauchen auch Bachforellen in der Fangstatistik auf. Jahresscheine werden den Mitgliedern aus Vereinen, die dem Landesfischereiverband angeschlossen sind, angeboten.“ (Stand Juni 2023). Der Bau von Fischaufstieg und Wasserkraftanlage würde die Angelstrecke um einige Dutzend Meter verkürzen. Da die Angelstrecke, auf der jährlich unzählige Fische aus der Lippe geangelt werden, mehrere Kilometer lang ist, bedeutet dies allerdings keine wirkliche Einschränkung.
Interessant dabei: Örtliche Angler möchten, dass das Wehr erhalten bleibt (siehe Beitrag in der WDR-Lokalzeit vom 12.07.2023). Dies steht im Widerspruch zum Betreiben des Fischereiverbands-Vorsitzenden.
Hat die Lippe auch in Zukunft genügend Wasser für die Wasserkraft?
Ja. Die Lippe hat von Lippstadt kommend vor Hamm einen mittleren Abfluss von mehr als 750 Mio. m³/a. Hiervon werden im Mittel ca. 180 Mio. m³/a an das Westdeutsche Kanalnetz abgeführt, ca. 630 m³/a werden Lippe-abwärts Richtung Stockum abgegeben. In Trockenzeiten werden aus dem Kanalnetz wiederum im Mittel ca. 5 Mio. m³/a in die Lippe zurückgeführt, um den Niedrigwasserabfluss des Flusses aufzuhöhen. Dies ist im Vergleich zur Entnahme aus der Lippe eine kleine Menge (entspricht 2,8% der entnommenen Wassermenge).
Als Fazit kann man vereinfacht sagen: Von hohen Abflüssen wird von der Lippe ein erheblicher Teil in die Kanäle abgeführt. Umgekehrt wird die Lippe bei Trockenwetter von den Kanälen etwas unterstützt. Dies macht den Lippe-Abfluss bei Stockum im Vergleich zu vielen anderen Flüssen gleichmäßiger – ein Vorteil auch für die Wasserkraft.
(Datenquellen: http://wasserverband-westdeutsche-kanaele.de; https://de.wikipedia.org/wiki/Wasser%C3%BCbergabe_Hamm; https://www.hammwiki.info/wiki/Wasser%C3%BCbergabe_Hamm; Deutsches Gewässerkundliches Jahrbuch – DGJ, zu beziehen über die Bundesanstalt für Gewässerkunde, www.bafg.de)
Verursacht die Wasserkraftanlage ein Temperatur- oder Sauerstoffproblem an der Lippe?
Nein. Weder wird durch die neue Anlage die Wasserwirtschaft verändert noch die Wassertemperatur oder der Sauerstoffgehalt. Die Lippe hat bislang kein Temperatur- oder Sauerstoffproblem. Und so soll es auch bleiben.
Wird die elektrische Energie in das öffentliche Netz eingespeist?
Ja. Für einen „Haushaltsanschluss“ ist die Wasserkraftanlage allerdings zu groß. Deshalb erhält sie einen eigenen 10kV-Anschluss. Die Anschlusszusage des Netzbetreibers liegt uns bereits vor.
Wie lange dauert energetische Amortisation der Anlage?
Die energetische Amortisationszeit ist die Zeit, die eine Anlage benötigt, um die Menge der für den Bau aufgewandten Energie selbst wieder zu produzieren. Bei fossil gefeuerten Kraftwerken ist diese unendlich lang, da ständig neuer Brennstoff zugeführt wird. Typischerweise haben Fotovoltaikanlagen eine energetische Amortisationszeit von ein bis zwei Jahren, Windkraftanlagen von mehreren Monaten, Wasserkraftanlagen von nur wenigen Wochen oder Tagen. Dies gilt auch für die Wasserkraftanlage in Stockum.
Nach welchen Standards wird die Anlage gebaut?
Wasserkraftanlage und Fischaufstieg werden nach einschlägigen Richtlinien geplant und gebaut, u.a. DIN 19752 und DWA-M 509. Beim Fischschutz gehen wir über diese Standards noch hinaus.
Könnte man das Wehr in Stockum nicht einfach abreißen?
Nein. Aus flussbaulichen Gründen könnte man es höchstens gegen ein neues Wehr oder eine sog. raue Rampe ersetzen, weil das Gefälle des Flusses abgebaut werden muss. Eine raue Rampe wäre allerdings für Fische wesentlich schädlicher als jedes normale Wehr. Und möglich wäre dies aus eigentumsrechtlichen Gründen für die nächsten Jahrzehnte gar nicht. Die neue Anlage ermöglicht dagegen sofort ab Betriebsbeginn eine ökologische Verbesserung der Lippe.
Was passiert, wenn der Lippeverband für sich zum Ergebnis kommt, dass das Wehr „entfernt“ werden soll?
Dann passiert – gar nichts. Auch nicht für die Fische und die Ökologie. Denn abgesehen von technischen und ökologischen Aspekten gilt es auch, das Recht am Eigentum zu beachten. Wie oben erläutert, kann das Wehr nicht entfernt, sondern nur in einen anderen Wehr-Typ umgebaut werden. Egal, was am Wehr geschehen soll, liegen die erforderlichen Grundstücke nicht im Eigentum des Lippeverbands und nicht im Eigentum des Landes. Der Grundeigentümer aber befürwortet beides: Neue regenerative Energie und eine ökologische Verbesserung, aber keinen unrechtmäßigen Eingriff in sein Eigentum.
Übrigens: Der Lippeverband hat in seinem Lippeverbandsgesetz (LippeVG) gleich in § 2 Abs. 1 die ausrückliche Aufgabe, Wasser für die Wasserkraft bereitzustellen. Gemäß EEG § 2 hat dies sogar Priorität gegenüber anderen Schutzgütern.
Kann man den alten Lauf der Lippe nicht einfach wieder herstellen, um das Gefälle der Lippe abzubauen?
Nein. Früher ist die Lippe oberhalb von Stockum mäandriert und hatte viel Raum. Heute sind diese Bereiche bebaut. Damit kann die Lippe in diesem Bereich nicht wieder zurück in den Zustand, den sie bis vor 200 Jahren hatte – und in den letzten 200 Jahren nicht mehr.
Warum kann man die Lippe oberhalb des Wehrs nicht einfach absenken?
Kurz oberhalb von Stockum hat die Lippe über ca. 6 km einen kanalisierten Verlauf und ist auf dieser Strecke vom Datteln-Hamm-Kanal über einen Trenndamm abgegrenzt. Zum einen müsste dann der Damm eine größere Belastung aushalten, wofür er bislang nicht ausgelegt ist. Zum anderen führt ein Absenken des Wasserstands der Lippe auch zu einer Absenkung des Grundwassers entlang der Lippe. Dies hat vor allem Folgen für die Landwirtschaft.
Kann man dann den Fluss unterhalb des Wehrs nicht einfach „anheben“?
Nein. In diesem Flussbereich liegen zwei Brücken, davon eine Autobahnbrücke. Den Flusslauf anzuheben hieße, den Abflussquerschnitt unter den Brücken einzuengen. Dieser wird aber zur Abfuhr von Hochwassern benötigt.
Wird die Situation durch Abwarten besser?
Nein. Jeder Zeitverzug in Planung, Genehmigung und Bau führt zu einer späteren erneuerbaren Stromerzeugung, damit einer späteren ökologischen Durchgängigkeit mit späterem Umwelt- und Klimaschutz.
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